Regensburg nach oben

 

Im Regensburger Donau Einkaufzentrum wurde ein Teil meiner Serie vom 17. bis 29. Juli 2017 ausgestellt. Vermutlich ist es meine Ausstellung mit den meisten (Zufalls-)besuchern. Das lokale Motiv der Schau ist - neben dem Regensburger Dom - die so genannte Spindel, die Auffahrt zum Parkhaus des Einkaufszentrums. Die Mitartbeiter des DEZ waren sehr kooperativ. Man merkt, dass das Einkaufzentrum in Sachen Ausstellungen äußerst professionell arbeitet. So durfte ich meine Ausstellung an einem Sonntag hängen, um ungestört zu sein. Die Wände sind exakt nach meinen Vorstellungen vorbereitet gewesen. Das war toll!

Für mein nach oben-Foto wurde eigens die Beleuchtung des Parkhauses eingeschaltet. Bei der Vernissage hat Christin Estel fotografiert. Die Laudatio hielt mein lieber Kollege, der Journalist Harald Rast.

 

Laudatio von Harald Rast

Meine sehr geehrten Damen und Herr, lieber Johannes,

ich habe hier eine undankbare Aufgabe vor mir. Undankbar deshalb, weil die letzte Rede bei einer Vernissage von Johannes Hauser kein geringerer gehalten hat als Bundestagspräsident Norbert Lammert. Und der ist bekanntlich einer der brillantesten Rhetoriker in diesem Lande. Norbert Lammert hat die Fotografien von Johannes Hauser persönlich gewürdigt, weil drei seiner Werke seit einigen Wochen das Paul-Löbe-Haus schmücken. Dieses Abgeordnetengebäude direkt neben dem Berliner Reichstag bezeichnen viele als den „Maschinenraum der deutschen Demokratie“. Dort hängt nun ein von Johannes Hauser geschaffenes Triptychon. Es heißt „Himmel der Demokratie“ und gehört offiziell zur Kunstsammlung des Deutschen Bundestags. Der für den in Ingolstadt erscheinenden Donaukurier arbeitende Fotograf hatte als Erster die Idee, die Kuppeln der Kathedralen der Volksherrschaft abzulichten: dabei handelt es sich um die Paulskirche in Frankfurt, um das Bundeshaus in Bonn und um den Berliner Reichstag, wie ihn der Architekt Norman Foster geschaffen hat. Dieser Dreiklang der deutschen Demokratiegeschichte zählt zu den Kernstücken der Ausstellung, die wir hier und heute im Regensburger Donau-Einkaufszentrum eröffnen.

Johannes Hauser hat bei diesem Projekt nicht nur eine ungewöhnliche Idee umgesetzt, sondern auch Hartnäckigkeit bewiesen. Denn eigentlich dürfen in der Herzkammer der deutschen Demokratie keine Kunstfotos geschossen werden. Das hatte zumindest der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages beschlossen. Doch Gott sei Dank gibt es sogar im Bürokratie verherrlichenden Deutschland keine Regel ohne Ausnahme. Für Hausers ungewöhnliches Vorhaben erteilte besagter Bundestagspräsident Lammert persönlich eine Ausnahmegenehmigung. Dass man nicht stur auf einem einmal gefassten Beschluss beharrte, hat sich für alle Beteiligten als Glücksfall erwiesen. Davon können Sie sich gleich persönlich überzeugen. Um sich bei besagtem Foto im Berliner Reichstag nicht auch noch selbst zu verewigen, musste Johannes Hauser unter dem Tisch eines Politikers in Deckung gehen. Dabei handelte es sich ausgerechnet um das Pult der Grünen-Ikone Claudia Roth.

Warum muss sich der Fotograf beim Shooting mit dem Zeitauslöser verkriechen? Die Antwort ist einfach. Alle Bilder, die Sie heute hier sehen, sind mithilfe eines sogenannten Fischaugenobjektivs entstanden. Es bildet den Raum ringsum in einem 360-Grad-Winkel ab. Deshalb eignet sich diese Technik vor allem, um Landschaften und runde Gebäude abzulichten. Für Objekte mit vielen geraden Kanten, seien die fisheye lens nicht zu empfehlen, rät zumindest Wikipedia.

Das erste Fischaugenobjektiv hat die Firma Nikon im Jahr 1962 präsentiert. Diese Technik gibt es also seit genau 55 Jahren. Millionen Fotografen haben damit gearbeitet. Man fragt sich unweigerlich, warum nicht längst jemand auf die Idee gekommen war, ein derartiges fotografisches Werk zu schaffen, wie wir es heute hier bewundern dürfen. Meistens sind es die simplen Ideen, die sich dann als grandios entpuppen. Doch es bedarf einer Person, die das Naheliegende erkennt und dann ein Werk daraus formt. In diesem Fall war das der gebürtige Augsburger Johannes Hauser.

Ich bin seinem fotografischen Projekt „nach oben“ erstmals im Januar vergangenen Jahres bei einer Vernissage in Ingolstadt begegnet - und war sofort fasziniert. Denn eigentlich sind diese Motive millionenfach totfotografiert. Doch Hauser verwandelt sie, indem er sie in seinen 360-Grad-Kosmos überführt, in etwas nie zuvor gesehenem. Dabei werden die Bilder nicht am Computer verfremdet. Die Singularität des Hauserschen Oevres bewog mich, nach einem Präsentationsort mit höherer Besucherfrequenz zu suchen, als es die bisherigen Ausstellungshallen in Ingolstadt und anderswo waren. Umso mehr freut es mich, dass das Management des Donau-Einkaufszentrums zustimmte und just im Jubiläumsjahr diese Fläche zur Verfügung stellt. Natürlich fanden sich auch in Regensburg Bauwerke, um diese Ausstellung mit dem nötigen Lokalkolorit zu adeln. Der Dom drängte sich natürlich auf. Doch auf der Suche nach der ultimativen Regensburger Kuppel entdeckte der Fotograf schließlich schließlich im Donau-Einkaufszentrum das perfekte runde Bauwerk für sein Fischaugenobjektiv. Johannes Hauser hat mit seinen fotografischen Fähigkeiten nun sogar den zum DEZ gehörenden Profanbau Parkspindel zum Kunstwerk erhoben.

Ich wünsche der Ausstellung und ihrem Schöpfer Johannes Hauser sowie der DV Immobilien Gruppe viel Erfolg im Jubiläumsjahr des Donau-Einkaufszentrums.

Vielen Dank.